Es war einmal ein alter Pflaumenbaum

Vor 50 Jahren hat Pauls Mutter einen Pflaumenbaum gepflanzt, links neben dem Haus. Jeden Herbst  gibt  es  bei  uns  Pflaumenmus, Pflaumensuppe, Pflaumenkompott oder Knödel mit Pflaumen.  Und wer macht das ? Na wer schon! Seit Jahren sind Schäden an der Rinde sichtbar und in diesem Jahr auch Pilze am Baum gewachsen. Pauls Bruder kennt sich mit Obstbäumen gut aus. Er gab Paul den Rat, den
Baum zu fällen. Ich habe jahrelang auf Paul eingeredet, den Baum mal radikal zurückzuschneiden. Aber Paul wollte es nicht, denn ohne Pflaumen im Herbst scheint ihm das Leben halb so schön. In diesem Jahr hängen so viele Pflaumen an dem Baum, dass sich  Äste bedenklich senken. Und so kam es ,wie es kommen musste.
Vor einer Woche brach der ganze Seitenarm weg und krachte auf den Hof. Zehn Minuten vorher stand noch das Liegerad darunter! Fussel, unser Golden Retriever lag im Hof und war 2 Tage krank vor Schreck. Sie hat nicht gefressen und gesoffen, und das soll schon was heissen bei Fussel!
 Paul hat tagelang gesägt, gepflückt, geschreddert - die Ernte ergab 11 Wassereimer und eine Wanne voll mit unreifen Pflaumen. "Der Hauptbaum steht ja noch, und da bleiben  ja noch viele reife Pflaumen," sprach Paul.
Doch es kam anders!  Eine Woche später war es sehr windig. Ich freute mich über den hellen Hof und meinte beim Frühstück zu Paul: " Wenn wir den Baum abgeerntet haben, dann solltest du den Baum aber schnellstens fällen, ehe der erste Herbststurm ihn umhaut". Nach kurzem Schweigen kam die Antwort: " Es genügt, ihn zurückzuschneiden!"
Am Vormittag - ich war beim Rasenmähen - höre ich ein lautes Krachen. Hat der Baum mich wohl erhört?  Da liegt er nun, der Rest des Baumes, längs neben dem Haus. "Glück gehabt hat der Paul," denke ich. Kein grösserer Schaden entstanden!
Der Hund flüchtet erneut. Endlich habe ich einen sonnigen Hof. Paul kann wieder tagelang pflücken, sägen, schreddern,. Die Pflaumen sind reifer und wir können Freunde und Nachbarn mit Pflaumen beglücken. Aber nur noch in diesem Herbst. Ein letztes mal ! Gott sei Dank !
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