Der Briefkasten aus Übersee



Paul liebt seine Zeitung(en) über alles. Die Zeitungsfrau kommt schon früh am Morgen und Zeit ist Geld –sagt sie! Es wäre schön, wenn wir unseren Briefkasten vorne an die Gartenpforte verlegen könnten, dann müsste sie nicht durch den ganzen Vorgarten laufen. Da wir ein Herz für die Postfrauen haben, zögern wir nicht lange. So kaufe ich bei meinem nächsten Besuch in den USA einen amerikanischen Briefkasten. Paul bekommt ihn als Geschenk und das Problem scheint wieder mal gelöst. Zwar dauerte es noch 1,5 Jahre bis er ihn anbaute, aber dann schlug er zu! Der Kasten erhält einen Platz neben der Gartenpforte hinter der Hecke. Ein Pfahl kommt in die Erde, was Paul aber erst lange durchdenkt. Er darf ja nicht faulen, meint Paul! Nein, lache ich, er soll uns möglichst überleben! Nach längerem Grübeln hat Paul die Lösung des Problems. Er befestigt 2 Winkel an einen Zementblock (den er selber gießt) und an die Winkel schraubt er den Pfahl. Darauf kommt dann der Kasten und das Werk ist vollbracht. Nun gräbt er ein tiefes Loch in die Erde für den Zementblock. Aufrecht und von der Postfrau gut zu erreichen, steht der Kasten dann da. Sie muss nicht mal die Pforte öffnen! Das war wieder eine Meisterleistung – "nicht schlecht spricht der Specht" - lobe ich Pauls Arbeit. Aber bald will der Pfahl nicht gerade stehen bleiben. Zuerst neigt er sich nach rechts zur Hecke. So oft wir ihn auch gerade rücken, er will nicht so, wie wir es wollen. Paul hat schon Holzscheiben dazwischen geklemmt, aber der Kasten neigt sich mal nach rechts, neuerdings auch nach links. Irgendwie ist das eine "wacklige Angelegenheit" und Paul denkt schon darüber nach, wie man es besser machen kann! Darüber sind aber auch schon wieder Monate vergangen! Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, also hoffe ich, dass der Pfahl endlich " umkippt!" Denn spätestens, wenn die Zeitung im Schmutz liegt, wird er zu neuen Taten schreiten.
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Pauline packt den Rucksack

Pauline fliegt nach Bangkog, und reist mit einem Rucksack. Aus Katmandu kam per mail der Hinweis, nur das Notwendigste einzupacken. Trotzdem lasse ich mir in der Apotheke 2 grosse Flaschen Anti-Mückenspray and 2 grosse Anti-Mücken Stifte aufschwatzen. Nach langem Ein- und umpacken bin ich zufrieden mit dem Ergebnis. Das Abenteuer kann beginnen! In Bangkok empfängt mich meine Tochter. Es ist exotisch und die Hitze macht mir zu schaffen. Mein Rucksack wird immer schwerer."Ist ja komisch,"denke ich, dabei habe ich doch gar nicht so viel eingepackt? 
Eine Katastrophe löst die andere ab, und bestimmt die ersten Tage der 3-wöchigen Reise.
Am ersten Tag bekomme ich eine handtellergrosse Blase, so dass ich nur noch schleichen und humpeln kann! Am 2. Morgen komme ich nicht mal mehr aus dem Bett. Es scheint ein Hexenschuss zu sein! Ich beginne erst mal laut zu jammern, und meine Tochter meint: "Das kann ja heiter werden!" Also werde ich an die Tür gehängt, gedehnt und massiert. Dennoch kann ich keinen Fuss vor den anderen setzen, ohne laut zu stöhnen.


Es folgt noch ein Versuch, uns wieder auf die Socken zu machen, was auch unter Mühen gelingt. Wir geniessen als erstes leckeres Essen an den Strassenküchen. Das ist nicht anstrengend und nun kann mir nichts mehr passieren, freue ich mich im Innern. Aber plötzlich knackt es in meinem Mund, ich habe auf eine Nuss gebissen. Mit Schrecken stelle ich fest, dass meine Prothese gebrochen ist. Ich bin sehr geknickt und wir müssen lange nach einem Labor suchen. Im Wartezimmer als zahnlose Oma aus Germany zu sitzen - ist nicht angenehm für mich. Ich weiss nicht, ob ich weinen oder lachen soll! Der Zahnarzt setzt mir dann auch noch ganz selbstverständlich die reparierte Prothese vor allen Patienten im Warteraum ein. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken. "Ich solle mich nicht so anstellen" - aber auch eine "Rucksackoma" ist noch eitel. Nach einigen Tagen geht es dann weiter in den Norden von Thailand. Dazu musste ich erst mal den Rucksack umpacken. Die 7 Paar Strümpfe, die ich nie trug- feste Schuhe, die ich nie brauchte- auch zu viele Klamotten, ja sogar Lebensmittel hatte ich noch mitgebracht! Was habe ich mir nur dabei gedacht, so viel unnötigen "Kram" einzupacken? Schliesslich muss ich doch alles tragen! Aber wie heisst es doch: Alter schützt vor Torheit nicht! Einiges verschenken wir, anderes kommt in den Rucksack meiner
 Tochter. Nun habe ich ungefähr 10kg zu tragen - genug für eine 
angeschlagene Rucksacktouristin! Von Thailand ging es nach Indien,
das "high" meines Lebens, aber dazu mehr in einer gesonderten
Geschichte.
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Paul im Dschungel (Garten)


Paul hat einen Kleingarten. Er ist 90 m lang,
 aber nur 7,5 m breit. Man läuft beim Arbeiten viel hin und her, ähnlich einem Laufband im Fitnesscenter-sagt Paul.
Ich bin nie dort, denn Paul mag nicht, wenn ich ihm  reinrede. (was ich bestimmt täte) Laute Dispute sind  fehl am Platz, die Nachbarn spitzen gleich die Ohren.
Es ist dort wie in einem Dschungel. 
Apfel -und Kirschbäume, Beerensträucher, Hecken, Blumenbeete und Gemüseflächen lassen kaum Platz für Wege. Die Bäume werden wenig gestutzt und alles darf sich ausbreiten und wuchern.






Paul kann sich dort so richtig entfalten! Weil er alles aufhebt, was nicht niet-und nagelfest ist, ähnelt der Garten eher einem Lagerplatz. Regentonnen, Bodenplatten, Steine, Kieshaufen, Bretterstapel, Blumentöpfe, alte Gefässe, ältere Gartenmöbel und andere "Antiquitäten" bilden ein richtiges Stillleben. Dazwischen kreierte Paul Hochbeete für Gemüse. (um die Nacktschnecken und Wühlmäuse auszutricksen) Im hinteren Teil stehen 6 Kompostbehälter aus alten Brettern. Alles Unikate, in mühevoller Kleinarbeit angefertigt und gefüllt. 






Leider dringt zu wenig Sonne durch das Gewirr von Ästen und Zweigen,so daß sein Gemüse etwas zu klein gerät!

Wen wundert das? Na den Paul! 





Zum Garten gehört eine alte, etwas hinfällige Laube. Das Dach braucht neue Latten! Es regnet durch. "Kein Problem," verkündet Paul. Die Bruchbude ist vollgestellt mit nützlichen und nutzlosen Dingen. Den 7 Mäusen, die Paul im Frühjahr fing, hat es offentsichtlich gut gefallen dort. Bald erntet Paul wieder Äpfel und dann beginnt das große "Verschenken," denn Äpfel haben wir im Überfluss. (bei 2 Gärten!!) Darum mal ein Zitat von Wilhelm Busch: Doch guter Menschen Hauptbestreben-  ist  andern Menschen auch was abzugeben.

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Unterwegs mit dem Auto


Paul will mit mir zu einer Messe fahren, 500 km weit weg. Nach 10km, bleibt das Auto stehen. Jede Bemühung von Paul, es zum Fahren zu bewegen, scheitert. Das Auto wird abgeschleppt und nach 50 Minuten Fußweg bei Staub und Hitze erreichen wir eine Bushaltestelle. Wir kehren also um. Das geschah 6 Wochen nach unserem ersten Date und war wie ein Zeichen des Himmels! Aber ich habe das Zeichen "übersehen" und so kann ich nach vielen Jahren noch mehr zum Thema Auto erzählen. Zu Pauls Ehrenrettung sage ich aber, dass ich nicht Auto fahre! Unser Kombi hat viele weite Strecken hinter sich und  Unmengen Gartenabfälle, Äpfelkisten, Mostflaschen, Stroh und unsere Hunde fahren darin umher. Er steht unter einer großen Linde und hat im Sommer oft klebrige Spuren. Wenn wir verreisen, wird das Auto gewaschen und innen auch Staub gewischt. Warum auch öfter, denn Paul hält Staubwischen im Haus auch für Luxus. Die Schrammen und kleinen Beulen sind von alleine entstanden- wovon auch sonst? Ich finde, Paul fährt oft etwas zu schnell, was ich aber falsch einschätze. Die "Anderen" sind noch schneller- aber so manches Ticket und auch Punkte beweisen das Gegenteil. Beim Reisen in unbekannte Gefilde verfahren wir uns grundsätzlich, das haben wir allmählich akzeptiert und planen es schon ein. So kommt kein Ärger auf, es ist wie ein Ritual. Selbst wenn Paul sich akribisch die Route notiert, verpasst er die richtige Abfahrt. Wir wollen auch kein Navigationsgerät, dann kämen wir wohlmöglich überall ohne Probleme an! Vor ein paar Wochen suchten wir Stroh (für die Hasen) und da wurde es kritisch für das Auto. Paul hält an einem Feldweg und steigt aus. Ich gehe hinterher, schaue mich noch mal um – kein Auto mehr da! Es ist zurückgerollt mit den Hunden, über die Landstrasse, auf das Feld gegenüber! Da stand es nun – unbeschadet, aber es hätte auch anders kommen können! Paul tut ziemlich zerknirscht, ich aber sage nur zu ihm: Jetzt habe ich aber was gut bei dir! (mir passiert eben auch so einiges!) Nur so etwas noch nie!!!
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Kein Frühstück ohne Marmelade


Paul macht morgens unser Frühstück. Er kocht den Kaffee und schneidet drei Brötchen in sechs Hälften, die er aufbäckt. Danach bestreicht er zwei Scheiben Brot mit Leberwurst für die Hunde, schneidet sie in Stücke, damit sie länger genießen können. Während er den Tisch deckt, bereite ich mein Müsli aus Obst, Nüssen und Haferflocken. Es läuft ab wie eine Zeremonie. Die ersten beiden Brötchenhälften werden mit unterschiedlichen Marmeladen verzehrt, dann zwei mit Wurst und die letzten beiden mit Käse. Dazu isst Paul zwei Tomaten aus eigener Produktion. Ein Jahr hat 365 Tage, also 365-mal Frühstück mit Marmelade! Warum aber hat denn Paul in diesem Jahr so viel Marmelade gekocht, es sind sage und schreibe 130 Gläser? Selbst wenn wir am Nachmittag noch beide Marmeladenbrote essen, können wir so viel nicht verzehren. Nun ja, Marmelade als Mitbringsel geht ganz gut, aber können die anderen nicht selber welche kochen? Jedes mal, wenn ich in den Vorratskeller gehe, bin ich erbost über Pauls Marmeladengier! Paul lagert auch jeden Herbst 15 bis 20 Stiegen Äpfel als Vorrat für den Winter ein. Ich trage dann jeden Frühjahr die Hälfte der verschrumpelten Dinger wieder raus. Ganz zu schweigen von den 350 Flaschen Saft, die er mosten lässt. Auch seine Sammelwut bei Walnüssen ist nicht zu bremsen. Hinter unserem Grundstück steht ein Walnussbaum, der niemandem gehört. Da ich Walnüsse im Müsli liebe, will er mich damit glücklich machen. (oder besänftigen) Es gibt bald neue Nüsse und wir haben immer noch einen Weidenkorb voll vom letzten Herbst. Schließlich machen zu viele Nüsse doch dick! Marmelade (die Paul kocht!), Äpfel, Pflaumen, Nüsse, Beeren (die Paul abpult!) aus dem eigenen Garten sind gesund, aber nicht solche Mengen, dass eine halbe Kompanie davon satt werden könnte!
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Tomaten statt Braten!


Paul liebt die Arbeit im Garten. Was braucht "Mann" mehr, um glücklich zu sein? Zuerst beginnt er zu planen, was angebaut werden soll. Kataloge von Saatgutanbietern werden gewälzt. Er ist ein angesehener Kunde, scheint mir. Anschließend wird eine lange Liste geschrieben und die Preise akkurat daneben. Das ist wäre gut und schön, wenn man Saatgut braucht. Aber Paul hat jedes Jahr noch so viele Sämereien übrig, daß wir damit ein großes Feld bestellen könnten. Ab Februar beginnt dann die Aussaat, er zieht alle Jungpflanzen selber an. Schon bald sind die Fensterbretter im Haus bepflastert mit Kästen und Blumentöpfen, kleinen Minigewächshäusern und anderen Aussaatgefäßen. Es sprießt (oder auch nicht!)an allen Ecken und Enden, fast wie in einer Gärtnerei. Ich traue mich gar nicht im zeitigen Frühjahr wegzufahren, denn dann gerät seine Aussaatlust außer Kontrolle. Im letzten Frühjahr kam ich nach 6 Wochen zurück. Paul zeigte mir voller Stolz 105 Tomatenpflanzen, die er angezogen hatte. Zwar verschiedene Raritäten, aber das war mir unbegreiflich! Bald nimmt das Gartenjahr seinen gewohnten Lauf. Alle Jungpflanzen müssen vereinzelt und umgepflanzt werden. Nun sitzt Paul mit einer Engelsgeduld (das muss ich zugeben) und pikiert stundenlang Salat, Kohlrabi, Kohl, Porree, Blumen usw. Bei schlechtem Wetter sitzt er in der "guten Stube" und pikiert vor dem Fernseher. 105 Tomaten wuchsen auf den Fensterbrettern und waren bald 40cm hoch, brauchten Stützen und so manche von ihnen fing schon an zu blühen. Da Paul neben unserem Hausgarten noch einen Kleingarten beackert, wächst ihm die Arbeit oftmals über den Kopf. Also beginne ich dann zu drängeln, daß wenigstens bis zum Wonnemonat Mai die Fensterbretter wieder frei sind. Ich möchte sie dann endlich wieder putzen! (Besuch kommt!) Das ist jedes Jahr der gleiche Kampf: Fensterladen gegen Tomatenpflanzen! Von den 105 Pflanzen hat er dann 40 an Freunde, Nachbarn und Verwandte verschenkt.
Ein zweites Folienzelt musste her, um die übrigen zu behalten. Da stehen sie auch in diesem Jahr, allerdings nur 41 Pflanzen. Paul kann es nicht lassen! Im nächsten Frühjahr werden es wohl endlich weniger werden, denn ab heute werde ich nur Tomatensalat, Tomatensuppe, Tomatenpüree, Chutney und Salsa auf den Tisch bringen. Gibt es vielleicht auch einen Tomatenkuchen? Da Paul nichts umkommen lässt, (im Krieg geboren!) wird er es essen. Zum Frühstück gibt es Brötchen! Da fällt mir nichts mit Tomaten ein, leider!!
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Es war einmal ein alter Pflaumenbaum

Vor 50 Jahren hat Pauls Mutter einen Pflaumenbaum gepflanzt, links neben dem Haus. Jeden Herbst  gibt  es  bei  uns  Pflaumenmus, Pflaumensuppe, Pflaumenkompott oder Knödel mit Pflaumen.  Und wer macht das ? Na wer schon! Seit Jahren sind Schäden an der Rinde sichtbar und in diesem Jahr auch Pilze am Baum gewachsen. Pauls Bruder kennt sich mit Obstbäumen gut aus. Er gab Paul den Rat, den
Baum zu fällen. Ich habe jahrelang auf Paul eingeredet, den Baum mal radikal zurückzuschneiden. Aber Paul wollte es nicht, denn ohne Pflaumen im Herbst scheint ihm das Leben halb so schön. In diesem Jahr hängen so viele Pflaumen an dem Baum, dass sich  Äste bedenklich senken. Und so kam es ,wie es kommen musste.
Vor einer Woche brach der ganze Seitenarm weg und krachte auf den Hof. Zehn Minuten vorher stand noch das Liegerad darunter! Fussel, unser Golden Retriever lag im Hof und war 2 Tage krank vor Schreck. Sie hat nicht gefressen und gesoffen, und das soll schon was heissen bei Fussel!
 Paul hat tagelang gesägt, gepflückt, geschreddert - die Ernte ergab 11 Wassereimer und eine Wanne voll mit unreifen Pflaumen. "Der Hauptbaum steht ja noch, und da bleiben  ja noch viele reife Pflaumen," sprach Paul.
Doch es kam anders!  Eine Woche später war es sehr windig. Ich freute mich über den hellen Hof und meinte beim Frühstück zu Paul: " Wenn wir den Baum abgeerntet haben, dann solltest du den Baum aber schnellstens fällen, ehe der erste Herbststurm ihn umhaut". Nach kurzem Schweigen kam die Antwort: " Es genügt, ihn zurückzuschneiden!"
Am Vormittag - ich war beim Rasenmähen - höre ich ein lautes Krachen. Hat der Baum mich wohl erhört?  Da liegt er nun, der Rest des Baumes, längs neben dem Haus. "Glück gehabt hat der Paul," denke ich. Kein grösserer Schaden entstanden!
Der Hund flüchtet erneut. Endlich habe ich einen sonnigen Hof. Paul kann wieder tagelang pflücken, sägen, schreddern,. Die Pflaumen sind reifer und wir können Freunde und Nachbarn mit Pflaumen beglücken. Aber nur noch in diesem Herbst. Ein letztes mal ! Gott sei Dank !
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