Kein Bisschen Weise

Es heißt doch: Alter schützt vor Torheit nicht! Seit vielen Jahren habe ich nicht mehr gestrickt. Selbstgestricktes ist wieder sehr modern, also beschließe ich, eine Jacke anzufertigen. Eine Strickjacke in Patchwork-das wäre doch mal was! Verschiedenfarbige Wolle kaufen und ein Muster finden, ist kein Problem für mich. Eine erfahrene Strickerin warnt mich, dass mein Modell ein gewisses Können verlangt. Das macht nichts, denke ich, es steht ja alles in der Anleitung. Ich finde es sinnvoll, am Abend beim Fernsehen zu stricken. Kreativ sein macht bekanntlich zufrieden und glücklicher. Bei den ersten Reihen bin ich es auch! Aber so viel ich auch probiere, ich bekomme den Wechsel von einer Farbe zur anderen nicht hin. Jedes Mal entsteht ein Loch. Ich lass mir die Technik zeigen, aber die Löcher bleiben. Paul wundert sich, dass ich immer wieder von vorne beginne! Das ist wohl meine Sache, hört er mich sagen. So entschließe ich mich, statt der Jacke eine Weste zu stricken. Am einfachsten ist ein Streifenmuster. Die Arbeit geht nun besser voran, obwohl ich auch einge Male von vorne anfangen muss. Einmal ist das Rückenteil zu groß, dann wieder fallen mir Maschen runter. So richtig will mir das Ganze nicht gelingen. Das Licht ist viel zu dunkel, schimpfe ich. Ich brauche auch eine neue Brille! Aber je ähnlicher mein Gestricktes einer Weste wird, je zufriedener bin ich mit mir. Endlich kann ich die Vorderteile an den Rücken nähen, mit schnellen und festen Stichen. Kaum fertig, entdecke ich, dass ich das Loch für die Ärmel zugenäht habe! Fehler entstehen in der Eile! Also schnell wieder aufgetrennt, denn meine Weste muss heute fertig werden! Dazu benutzt man am besten eine spitze Nagelschere, denn ich habe sehr eng und fest genäht. Es gelingt mir nur mit Mühe, die beiden Teile wieder zu trennen. Ich sehe voller Schrecken, dass ich mehrere Löcher eingeschnitten habe.Wieder habe ich etwas nicht in Ruhe gemacht! Also müsste ich den Rücken und ein Vorderteil noch mal halb aufribbeln. Und neu stricken! Die Freude am Stricken ist mir erst mal vergangen. Paul staunt nicht schlecht, als ich alle drei Teile nehme und in den Kaminofen stecke. Er meint: "Warum denn das?" "Ich brauche eine neue Lesebrille und Westen habe ich genug. Das nächste Mal stricke ich für dich Socken und eine Zipfelmütze", antworte ich schlecht gelaunt. Oder ich backe einen Kuchen, das ist auch kreativ. Ein Unglück kommt selten allein, heißt es. Ein paar Tage später koche ich Reis für die Hunde. Ich setze mich einen Augenblick ins Zimmer, denn im Fernsehen läuft die Sendung "Bauer sucht Frau". Das ist witzig, also vergesse ich meinen Reis! Als er mir einfällt,ist die Küche blau, undurchsichtig und es stinkt.Vor lauter Schreck nehme ich den Topf und stelle ihn auf die Arbeitsplatte, neben den Wasserhahn. Schnell noch die Fenster auf, um nicht zu ersticken! Ich höre es prasseln und knistern aus dem Reistopf. Das ist ja lustig, denke ich. War's aber nicht, denn das Knistern war das Ansengen der Arbeitsplatte durch den fast glühenden Topf. Genau an der Stelle prangen nun drei hässliche braune Flecken- ein Mahnmal für Paulines Unachtsamkeit. (Pauls Kommentar!) Der Reis war aber kaum angebrannt, die Hunde haben ihn mit einer Büchse Fleisch gierig verschlungen. Die Brandflecke will Paul "wegzaubern". Er sagt, er wüsste schon wie! Wenn ich es recht bedenke,bin ich doch ein "wenig weise",weil ich am Ende über mein Missgeschick lachen kann!
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Ich bin schuldig und bereue

Wenn unsere Hunde sprechen könnten, würden sie vielleicht sagen: "Bei euch bin ich Hund, bei euch darf ich's sein!" Für mich ist mein Hund ein treuer Gefährte, ein guter Freund und sogar ein Philosoph. Heute erzähle ich von Owen, einem Rüden von 7Jahren. Er ist ganz plötzlich erkrankt. Mein herumtollender, schwanzwedelnder, aufmerksamer Begleiter liegt nur noch still und unbeteiligt auf dem Boden. Er verweigert sogar die Leberwurststulle am Morgen und auch das Futter am Abend. In der Nacht beginnt er zu hecheln und will nach draußen. Das wiederholt sich mehrmals und ich wechsele mich ab mit Paul. Ständig ist sein Wassernapf leer und er ist unruhig. Draußen steht er dann still auf dem Schnee und schaut irritiert um sich. Ich glaube, er hat ein Problem beim Pinkeln. DerTierarzt stellt am nächsten Tag Fieber fest und eine vergrößerte Prostata. Dagegen verordnet er eine Packung Tabletten, die Owen eine Woche lang einnehmen muss. Das wird nach einem  halben Jahr wiederholt. Wir erfahren, dass 80% der unkastrierten Rüden bestimmter Rassen dieses Problem haben. So sind wir erst mal beruhigt, nachdem Owen eine Spritze gegen Schmerzen bekommt. Die stattliche Rechnung bezahlen wir sofort, denn unser Liebling wird ja sicher gesund. Nach kurzer Besserung, frisst er auch am nächsten Tag nicht und schaut uns nur mit glanzlosen Augen an. Die Nacht ist wieder ziemlich schlaflos für ihn und uns, nur saufen will er unentwegt. Darum lassen wir auf Anraten des Tierarztes ein Blutbild und eine Urinuntersuchung machen.  Schon am nächsten Tag erfahren wir, dass die Anzahl der Leukozyten in seinem Blut dreimal so hoch sind, wie normal. Das deutet auf eine Entzündung hin. Nicht selten kommt bei seiner Rasse auch Leukämie vor. Die Werte über den Urin werden erst nach 2 Tagen mitgeteilt. Der Tierarzt ist für mich wie ein"halber Gott", ich vertraue ihm und halte ihn auch für kompetent. Außerdem haben meine Hunde niemals Angst bei ihm- und die sind schlau. Sie sind wie mein sechster Sinn! Leider klingt mir das Wort Leukämie immerfort in den Ohren und ich lese erst mal alles darüber im Internet. Owen bekommt Antibiotika und beginnt am nächsten Tag auch wieder zu fressen. Zwar sehr wenig und er hat abgenommen! Drahtig und schlank war er schon immer, aber nun kann man seine Rippen zählen. Also kochen wir Nudeln und Reis und mischen es mit Fleisch, was ihm auch sehr gut schmeckt. Das übliche Trockenfutter verschmäht er noch. Unsere immer hungrige Hündin schaut sehr interessiert zu Owens Napf. Aber ihr bleibt nur noch ein Auslecken desselben. Ist eben wie eine Nachspeise für sie! Als der Befund von der Urinprobe da ist, können wir aufatmen. Owen hat eine Blasenentzündung, und muss drei Wochen Antibiotika nehmen. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen! Am Neujahrstag sind wir am Strand gewesen. Kaum aus dem Auto gestiegen, rast mein Hund wie angestochen ins Wasser und will die Enten und Möven fangen. Da er schon nass ist, lassen wir ihn dann gewähren, er liebt doch Wasser so. Das war unser Fehler, denn es war Winter und lausekalt. Der Spaziergang dauerte zwei Stunden. Leider habe ich in meiner Panik schon per Email gejammert, welche"schreckliche Krankheit" mein Hund hat. Er ist erst 7 Jahre und ich bin so traurig, wenn ich ihn verliere, schrieb ich. Meine Töchter und mein Enkel, der Owen auch sehr liebt, waren sehr betroffen. Anstatt in Ruhe den Befund abzuwarten, habe ich mich und die Anderen beunruhigt. Nennt man das nicht viel Lärm um nichts? Das Owen nun wieder munter und der Rabauke von vorher ist, zeigte sich heute. Gestern Abend habe ich zwei Böden für eine Schwarzwälder Kirschtorte gebacken. Ein Mürbeteigboden und ein Biskuitboden. Der Biskuitboden sieht diesmal toll aus- gelb, locker und richtig hoch. Ein kleines Meisterwerk häuslicher Backkunst-lobt Paul mich. Nach dem Frühstück gehe ich in die Küche, um ihn aufzuschneiden in mindestens drei Platten. Aber ich sehe ihn nicht mehr, nur noch den Mürbeteigboden. 
Beim Betreten der Küche kam mir eben Owen ziemlich untertänig und beschämt entgegen, was mir plötzlich bewusst wird! Derweil wir nichtsahnend  beim Frühstück sitzen, hat er sich in die Küche geschlichen. (die Tür war nur angelehnt) Dort hat er sich von der Arbeitsplatte den Buiskuitboden geangelt und aufgefressen. So etwas  passiert bei Owen schnell und geräuschlos. Das ist nicht seine erste Diebestour! Auf diese Weise hat er schon mal eine Pilzpfanne geleert, einen Gugelhupf gemaust, einen rohen Stollen verschlungen, Pellkartoffeln geklaut und 2 Frühstückseier verspeist. Ganz zu schweigen von kleineren Happen und Leckerbissen. Und jedes Mal schaut er uns voller Schuldgefühle an, als wolle er sagen: Könnt ihr mir verzeihen? Ja wir können, denn er weiß nicht, was er tut! Und wir haben "irgendwie" Achtung vor der Menschenkenntnis unseres Hundes, er ist "irgendwie" unwiderstehlich! Viel trauriger stimmt uns da die Tierarztrechnung. Nun ja:" Kommen wir über den Hund, kommen wir auch über den Schwanz."(unser Motto)
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Die Axt im Haus…..

Das Sprichwort lautet: Die Axt im Hause erspart den Zimmermann. Paul versucht, dem Sprichwort Leben einzuhauchen. Er hat ein dickes Buch gekauft "Do it ourself". Es ist ein Handbuch für den erfolgreichen Heimwerker. Wenn eine Reparatur notwendig wird, stellt Paul erste Überlegungen an. Dann sucht er auf Baumärkten nach Ersatzteilen oder Material. Das ist ein halber Tag Arbeit. In unserem alten Haus ist so manches nicht mehr niet- und nagelfest! Seit ewigen Zeiten leckt der Wasserhahn außen am Haus. Paul hat sich viel Mühe gegeben damit, aber immer wieder gab es ein Problem. Er hat aus zwei Kästen Ersatzteile von ausgedienten Armaturen und Hähnen verwenden wollen. Nichts half gegen das Tropfen! Dann bestand ich auf einem modernen Wasserhahn und so geschah es auch! Leider haben wir vor Einbruch des Frostes das Wasser nicht abgelassen außen, so dass er geplatzt ist! Nun ja, das ist Pech, sagt Paul. Im vorletzten Sommer brach der Schlüssel von der Kellertür ab. Das krieg ich hin, sagt Paul. So viel er auch versucht, den Schlüsselrest heraus zu holen, es klappt nicht. Selbst der Ausbau des Türschlosses scheitert, denn die Schrauben rühren sich nicht. Die morsche Tür darf ja auf keinen Fall beschädigt werden! Mein Vorschlag ist, die Tür zuzumauern! Wir gehen ja nun schon seit 2 Jahren durch die Garage. Man kann dann noch Regale davor bauen und hat gleich Stauraum. Genug zum Verstauen haben wir ja! Ich finde meine Idee genial, aber Paul kann sich damit nicht anfreunden. Logisch, die Idee ist ja von mir! Auch braucht es dazu lange Überlegungen! Spontanität liegt ihm nicht. Den Boden isoliert Paul schon einige Winter. Er verarbeitet Dämmstoffe und Bretter, wobei das Stopfen der Glaswolle unter die Balken sehr aufwendig ist. Unser Boden ähnelt sehr einer Rumpelkammer, dazu kommt das ganze Material zum Isolieren. Paul kauft ja erst alles ein, bevor dann das Projekt begonnen wird. So muss er auf dem Boden Möbel, Kisten und Material hin- und herbewegen. Baufreiheit schaffen, nennt man das! Verständlich, daß die Arbeit langsam voran geht! Als ich von einer Reise (4 Wochen) nach Haus kam, hat Paul mich überraschen wollen. Er hat im oberen Flur die alten Dielen aufgenommen, weil sie knarrten. Das tun sie aber auch auf der Treppe und in den Zimmern! Er hat Parkett gelegt, das erste Mal in seinem Leben. Nur dass die Ritzen zur Wand bis heute noch nicht zu sind,- ist typisch für Paul. Er hinterlässt gerne unvollendete Werke! Wie oft Paul unseren Spülkasten im Bad repariert hat, habe ich schon vergessen. Aber dass ich immer Schuld bekam, weil ich zu heftig gespült habe, das weiß ich noch. Bis mir der Kragen platzte und wir einen neuen anschafften! Das war eine "kleine Oper", bis alles funktionierte. Aber schließlich ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Paul lässt sich nicht gerne helfen oder beraten, schon gar nicht von mir! Ich denke, er mag sich keine Blöße geben, wenn er irgendwas nicht so hinbekommt. Dabei entgeht mir bei Paul eh nicht viel, und ich erwarte keinen Alleskönner! Warum merkt er das nicht? Ich bin auch keine perfekte Hausfrau. Die Meisterleistung der Heimwerkerkunst hat Paul beim Bau eines neuen Dachfirstes bewiesen. Natürlich war "sparen" angesagt, was ja eigentlich auch Sinn macht. Also leiht Paul das Gerüst von einem Nachbarn und kauft die Bretter für den First ein. Er misst, rechnet, zeichnet, plant, sägt, besorgt den Kleber und ausreichend Nägel. Pauls Bruder kommt zu Besuch, denn alleine kann man die Arbeit nicht ausführen.Er ist ein Fachmann vom Bau und hat das Geschehen voll in der Hand. Die beiden Brüder sind sehr verschieden und die Kommandos schallen um das Haus. Paul muss sich fügen, denn diesmal ist nicht er "der Boss". Das Baugerüst ist nicht hoch genug, es muß was angebaut werden. Sie benutzen alte Bohlen, Bretter, uralte Eisenstangen und anderes Gerüstmaterial. So schrauben, hämmern, sägen und verankern sie wie besessen, denn am Wochenende soll es regnen. Ich koche, brutzle, backe und serviere ihnen die leckeren Dinge, damit sie bei Kräften bleiben! Am Sonntag kommt Pauls Sohn, um auch zu helfen. Er ist geschickt und von Beruf Handwerker. Aber oh Schreck! Als er von einer Bohle oben nach unten wechselt, bricht ein Bohlenbrett und er fällt 2 m tiefer. Da er sich aber auskennt mit Baugerüsten, tut er spontan das richtige und kann sich noch festhalten. Uns allen sitzt der Schreck noch Stunden in den Gliedern und wir haben einen neuen "Helden". Die"zwei Baumeister" haben einen Fehler gemacht, sie haben das Brett nicht genug verstärkt! Zu ihrer Ehre sei gesagt, dass sie ihre Schuld daran, sofort zugaben. Das hätte nicht passieren dürfen! Paul hat dann noch viele Tage gebraucht, die Arbeit zu vollenden. Aber einfach war's nicht und diesmal wachte mein strenges Auge so lange über ihn, bis alles fertig war.I ch habe mit Lob dann nicht gespart! Übrigens hat Paul auch schon einen Hundezwinger, 2 tolle Hundehütten, Kaninchenställe, meinen Brennofen und unseren Zaun gebaut. Besonders gerne zimmert er Behälter für Kompost! Bevor ich die Fenster streiche, muss er sie mir auch immer abschleifen und verkitten. Was auch immer getan werden muss, braucht ein wenig mehr Zeit bei Paul. Ich habe aber noch nie ein Wort der Unzufriedenheit vernommen, auch wenn es noch so mühevoll war. Ich glaube, er ist mit sich zufrieden, auch wenn die Arbeit nicht immer so perfekt wird. Darin sind wir uns auf jeden Fall ähnlich!
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Wir fliegen nach Wien

Hurra, unser 10. Hochzeitstag ist da! Das muss gewürdigt werden. Aus diesem Grund sind wir für 8 Tage nach Wien geflogen. Den Flug und das Doppelzimmer habe ich im Internet gebucht. Das Hotel ist schön preiswert. Wir sind nicht anspruchsvoll, was ein Urlaubsquartier betrifft! Schon im Bus vom Flughafen zum Hotel sind wir uns einig, dass Wien viel zu bieten hat. Unser Zimmer ist spartanisch eingerichtet, nur der Spiegel ist überdimensional. Ich sehe in ihm dicker aus, als ich es bin! Das Doppelbett besteht aus zwei Bettgestellen, schwierig darin überhaupt miteinander zu kuscheln. Der Lärm der Straßenbahn ist unsere Musik, wenn wir im Zimmer sind! Am Morgen geht es zum Frühstück und wir haben wie immer guten Hunger. Unser Traum vom abwechslungsreichen Hotelfrühstück ist schnell geplatzt. Es ist Mai und recht kühl in dem Frühstücksraum. Auf dem Tisch liegt abgepackte Marmelade, Butter, Schmelzkäse und ein gekochtes Ei für jeden. Das ist dann auch kalt und zu hart. Die Brötchen werden serviert, sind aber nicht warm und locker. Ich lasse mir meine aufbacken, was mir einen vorwurfsvollen Blick von Paul einbringt. Das stört mich aber nicht, denn ohne Müsli, Milch und Früchte geht bei mir morgens gar nichts. Zum Kaffee gibt es nur abgepackte Kaffeesahne. Die mag ich auch nicht. Uns wird bewusst, warum das Hotel so billig ist. Trotz alledem wollen wir nun Wien erobern und später halt in den Cafes schlemmen. Die Stadt ist wunderschön und man kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln kreuz und quer durch Wien fahren. Die Lage unseres Hotels ist ziemlich zentral. In der Nähe sind sogar herrliche Parks mit uralten Bäumen und romantischen Plätzen. Die vielen Museen, Schlösser, Theater, Cafes, Märkte und Plätze kann man in 8 Tagen gar nicht alle erkunden. Wir wollen noch mal nach Wien kommen. Am Hochzeitstag fahren wir zum Wiener Prater. Dort wollen wir den Tag feiern,- jedoch es kommt anders. Ich möchte mit dem Wiener Hochrad fahren. Das ist ein unbedingtes Muss, hab ich mir geschworen! Es ist Mai, ich bin 10 Jahre verheiratet, und im Prater blühen die Bäume! Aber Paul will nicht mitfahren! Ich bin empört, kann es nicht verstehen und will es irgendwie erzwingen. Alleine macht es mir kein Spaß und ich bin wütend. Das war's dann mit dem Hochzeitstag sage ich- drehe mich um und gehe in Richtung Ausgang. Aber vorher schimpfe ich noch wie ein Rohrspatz und Paul geht dann in die andere Richtung. Er will einfach nicht so, wie ich es will. Am Ausgang angekommen, besinne ich mich und sehe Paul auch in der Ferne unschlüssig stehen. Ich beschließe ihn zu fragen, warum er nicht ins Hochrad will! Auch er kommt mir schon entgegen und wir lachen über diesen dummen Streit. Ich erfahre dann,  dass er noch nie in ein Hochrad gestiegen ist, mag es einfach nicht! Am nächsten Blumenstand kauft er mir eine dunkelrote Rose; wurde auch Zeit, lache ich. Die Welt ist fürs erste wieder in Ordnung. Am Nachmittag gönnen wir uns dann im ältesten Cafe Sachertorte und Wiener Melange. Ein Tagesausflug auf der Donau gehört auch noch zu unserem Urlaub. Jeden Abend besuchen wir ein anderes Weinlokal in der Umgebung. Wir essen und trinken, was die Wiener Küche hergibt. In der ehemaligen Hofbäckerei schaue ich zu, wie man Wiener Strudel backt. Den backe ich heute noch immer dann, wenn wir uns gestritten haben. Dann schaffen wir es leichter, beim Strudel den Konflikt zu lösen. Am vorletzten Tag habe ich bei einer Leckerei meinen Stiftzahn fast verloren.Das war fatal und mit der Lücke vorne bin ich nur ein halber Mensch. Immer im Urlaub hab ich ein Malheur mit den Zähnen, es ist wie verhext. Auf dem Flohmarkt habe ich mit einem Wiener gefeilscht und geflirtet, ich wollte unbedingt eine Tonmaske ergattern. Er meinte, ich wäre charmanter als jede Wienerin! Nicht zu glauben, dass ich aus Norddeutschland wäre! Mir hat das Kompliment sehr gefallen."Da kannst Du mal sehen Paul, was Du für eine Perle an Deiner Seite hast,"sage  ich. Er hat nicht widersprochen, aber auch nicht zugestimmt, bloß nicht zu nett sein! Man könnte sich ja was vergeben!
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Kein Tag ohne mein Hobby

Paul hat mehrere Hobbys. Das ist gut für Paul, denn sie helfen ihm, sich vom "gemütlichen" Alltag zu erholen. Schon morgens beginnt er mit dem Hobby "Zeitunglesen". Das tut er konsequent, mit Ausdauer und großer Lust. Er liebt auch das Zahlenrätsel Sudoku. Man findet es in kleinen Büchern oder in Beilagen von Zeitschriften. Davon haben wir ja genug! Die Bleistifte werden zusehends kürzer vom vielen Zahlen schreiben! Sudoku ist gut gegen Demenz, hofft Paul. Die meiste Freude hat Paul aber an der Gartenarbeit. Er zieht seine Pflanzen selber heran, gräbt, harkt, sät und pflanzt- als gelte es, einen Preis zu gewinnen. Beim Schreddern von Ästen und Zweigen kann er stundenlang ausharren. Er füllt damit ganze Säcke für seine Komposthaufen. Die werden regelrecht "kreiert"von ihm.  Zwei Kaninchen versorgt er täglich liebevoll.  Futter ranschaffen, Stroh und Klee trocknen macht richtig Spaß. Paul guckt jeden Tag Fernsehen,- also auch ein Hobby? Dabei störe ich ihn aber allzu gerne. Sein liebstes Spielzeug scheint die Fernbedienung zu sein! Immer wenn ich ins Zimmer komme, hat er sie in der Hand. Er schaut etwas an, und zwischendurch liest er auch die Videotexte. Von Sender zu Sender wechseln, ist angesagt. Bloß nichts Wichtiges verpassen! Ich kann das überhaupt nicht leiden, Paul findet es normal. Ich locke ihn gern weg vom Fernseher, aber es gelingt mir zu selten. Er meint, Fernsehen ist ein Fenster zur Welt. Wie heißt es doch? Des Menschen Wille ist sein Himmelreich! Paul kauft auch gerne ein, aber immer dasselbe! Milch, seine Frühstücksbrötchen, Brot und Leberwurst für die Hunde, Limburger Käse, Rotwein, Bananen und Rosinen für mein Müsli, Kaffee von Aldi und Hundefutter. Diese Sachen gehen darum niemals aus bei uns. Aber die exquisiten Lebensmittel hole ich, ich mag kein Einerlei! Man lebt nur einmal! Paul sammelt auch Bücher über Geschichte, da interessiert ihn fast alles und er weiß gut Bescheid über geschichtliche Fakten. Ich staune oft, was er für Namen und Daten weiß. Andrerseits ist er dann so vergesslich, dass ich mich oft wundern muss. Was man gerne tut, fällt eben leichter! Paul hat auf alle Fälle mehr Zeit für seine geliebten Tätigkeiten, als ich für meine. Denn putzen, bügeln, abwaschen, kochen, backen und Fenster putzen, gehören nun mal nicht dazu. Darum rebelliere ich gerne und versuche die Hausarbeit mehr zu delegieren. Nur hätte ich schon früher damit beginnen sollen, jetzt sind die besten Rollen schon vergeben! Aber ich arbeite daran und "Staubsaugen" hat Paul schon übernommen! Mein neuester Vorschlag, gemeinsam die Fenster zu putzen, wird auch schon "zelebriert". Obwohl Paul mir immer weismachen möchte, dass es noch nicht nötig wäre! In meiner freien Zeit gehe ich gerne schwimmen, mit den Hunden, puzzle im Garten rum, male ein wenig und nutze meinen Computer. Wenn ich verreise, schmeißt Paul den Haushalt auch alleine! Natürlich auf seine Weise- das bisschen Haushalt heißt es dann! "Keine Frau befiehlt ihm was. Hindert ihn durch dies und das. Und er sorgt für sich allein- Schön ist`s Junggeselle sein!" (Wilhelm Busch)
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Benehmen ist Glückssache

Mir scheint, dass Paul mit Freiherrn von Knigge auf dem Kriegsfuss steht. Seine Eltern haben versucht, ihn nach den" Regeln für gutes Benehmen" von Knigge zu erziehen. Paul lacht dazu und sagt, es hätte nicht viel geholfen. Mir ist es in der Kindheit ähnlich ergangen, es hat sich nur anders ausgewirkt. Nicht besser, aber anders eben! Nun komme ich zu Pauls Verstößen gegen Knigges Regeln. Paul füllt sich den Teller immer randvoll, anstatt sich nachzunehmen. Er schlingt das Essen meist zu schnell runter, ohne richtig zu geniessen. Es ißt dir keiner was weg, hadere ich mit ihm. Auch hat das Zubereiten viel Mühe gemacht! Ich denke oftmals, wenn er doch so schnell arbeiten würde! Auch das "Abkratzen der Teller" ist mir ein Dorn im Auge, denn ich ahne, dass er ihn am liebsten abschlecken würde. Die Happen sind auch zu groß, die in seinem Mund landen. Gut gekaut ist halb verdaut, lass ich verlauten. Er nickt dazu, und ignoriert es. Die geleerten Marmeladengläser werden von ihm laut ausgekratzt, das erinnert mich immer an meine sparsame Großmutter. Paul leert viele Marmeladengläser! Manche Gerichte isst Paul einfach mit dem Löffel statt der Gabel, obwohl das bei Knigge verpönt ist. Auf den Löffel passt mehr rauf, erklärt Paul. Das ist mehr Genuss. Paul ißt gerne vor dem Fernseher, genau wie unsere Enkel! Er meint, so geht er mit dem Trend! Aber bei einem guten Essen protestiere ich dann und es wird gemacht, wie ich es wünsche! Wenn er alleine frühstückt, liest er dabei seine Zeitung. Auch bei Getränken und Suppen hört man hin und wieder ein leichtes Schlürfen bei ihm. Das kommt davon, weil du so heiß kochst, grinst er ein wenig verlegen. Na um Ausreden sind wir beide nie verlegen, denn allzu eng sehen wir das alles nicht. Wenn wir Gäste haben, ist Paul Gastgeber und schnell in wichtige Gespräche vertieft. Dann muss ich ihn schon mal erinnern, die Gläser voll zu füllen, und mir zur Hand zu gehen. Ich glaube er genießt dann, dass ich ihn nicht beschäftigen kann. Obwohl, das möchte ich eigentlich immer gerne - ich liebe eben einen aktiven Paul, keinen trägen. Ich muss gestehen, dass ich auch gegen einige "Benimmregeln" rebelliere. Meine Töchter sagen, ich würde beim Essen schmatzen. Ich habe mir das wohl von meiner Mutter abgeschaut, obwohl sie es auch oft lachend zurückwies. Das ist natürlich eine Art Entschuldigung. Außerdem passiert es mir immer wieder, dass ich andere unterbreche. Schon in der Schule war ich vorlaut und hatte dauernd Ärger mit dem Lehrer. Die Regel "mit vollem Mund spricht man nicht" ist auch tückisch und schwer einzuhalten für mich. Ich unterhalte mich gern beim Essen, denn da hab ich doch meinen Paul neben mir. Der redet zwar morgens nicht so gerne, aber antworten tut er ja wenigstens noch immer! Essen und gleichzeitig reden macht sich gar nicht gut, denn beides verlangt Achtsamkeit. So wird eben wieder verstoßen gegen Knigge. Wir sind ja unter uns Pastorentöchtern, sage ich mir zum Trost. Eins wünsche ich mir so sehr, nämlich dass Paul mein Essen mehr lobt. Nur in sich "Hineinstopfen" ist für mich nicht genug. Aber das wird wohl nicht in 100 Jahren geschehen! Er meint, ich müsse doch sehen, wie es ihm schmeckt!
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