Das Sammeln ist des Sammlers Lust


Bevor Paul in mein Leben kam, war mir nicht bewußt, was man doch so alles sammeln und aufheben kann! In unserem Garten, auf dem Hof, hinter dem Haus und am Zaun lagern Stapel von Feldsteinen, Ziegelsteinen, Pflastersteinen, Schamottsteinen und Gehwegplatten. Dazu gesellen sich Säcke (vom Trockenfutter der Hunde) mit grobem Split und Kies. Undichte Regentonnen sind ebenfalls gute Kiesbehälter! Aus diesen Materialien werden Wege, eine neue Hoffläche und Begrenzungen entstehen- das hat Paul geplant. Im Garten befinden sich drei Mieten mit Holz für den Kaminofen. Hinterm Zaun wartet seit ewigen Zeiten ein Stapel mit Stämmen auf Pauls Axt. Dann ist da noch ein Bretterstapel, an dem der Zahn der Zeit nagt. Alles ist noch zu gebrauchen, sagt Paul. Sollte ich im nächsten Leben ein Holzwurm sein, mache ich mich darüber her. (ich schwöre) Hinter dem Grundstück (Wildnis) lagern rostige Eisenstangen, Dachpappen, Teichfolie und  Steinplatten. Sie träumen süß und selig von alten Zeiten, als sie noch gebraucht wurden. Da der Efeu vieles überwuchert, ähnelt alles mit einem "Künstlerblick" betrachtet - einem Stillleben. In der ehemaligen Garage findet man viele Dinge, die immer wieder mal von A nach B geräumt werden. Uraltes Werkzeug vom Opa und Papa, antike Küchengeräte von Oma und Mama, Fliesenreste, Holzlatten, Farbtöpfe, alte Lampen und Übertöpfe füllen die Regale. Im Winter kommen noch Topfraritäten dazu, die zahlreich sind - dank Pauls Sammelwut. Auch im Vorratskeller herrscht ein buntes Durcheinander. Neben Marmeladen, Kartoffeln, Kürbissen, Zwiebeln, Möhren in Sand gebettet und Weinflaschen, befinden sich noch 18 Stiegen Äpfel für den Winter. Dem Hungertod entgehen wir auf alle Fälle! Im Heizungskeller hängen 104 Maiskolben zum Trocknen (für 2 Hasen) Unter der Kellertreppe liegen 11 Säcke mit Heu und Stroh. Das ist die Ausbeute von einigen Ausflügen im Sommer. Das Heu hat Paul getrocknet, aus Rotklee vom Wegesrand. Beinahe hätte ich die 300 Flaschen Apfel-,Kirsch-, Birnen-und Johannisbeersaft vergessen, die Paul für sein Obst in der Mostfabrik billig kaufen kann. In einem großen Weidenkorb warten mindestens 50 kg Walnüsse darauf, bis zur nächsten Ernte geknackt zu werden.Weil Paul aber auch "jede" Nuss aufsammelt, esse ich schon morgens 10 Walnüsse im Müsli. (muss Paul knacken)Vielleicht werde ich ja dadurch 100Jahre alt! Paul sammelt zwar Nüsse, aber verzehrt nicht viele. Ein Glas Rotwein am Abend mag er lieber- und da kann man sogar noch die Korken aufheben! Nun komme ich zum Sammelsurium der Extraklasse: Pauls Werkstatt! Sie ist eine wahre Fundgrube für alles, was man braucht und nicht mehr gebraucht. Der Werkstatttisch ist ständig belegt mit allem, was Paul mal benutzt hat. Das ist seine Ordnung, die muss man nicht verstehen! Er kauft auch immer wieder neue Schrauben, die in Kästchen, Büchsen, Schachteln und Tüten, mehrere Schubfächer füllen. Ich nenne das "einen Schraubentick". In dieser "heiligen Werkstatt" befinden sich auch Kartons mit Sämereien und alles nützliche, was man als Gärtner liebt. Dazu gehören Gläser mit Samen (eigene Ernte), Aussaatschalen, Pflanzenschutzmittel, Plastikhauben, Gefäße zur Anzucht, mehrere Kisten mit Blumentöpfen und vieles mehr. In einem Regal liegen alte Gartenzeitungen, Baumarktprospekte, Ratgeber, Werkzeuge und Zubehör, rostige Kleinteile und Ersatzteile, elektrische Kabel, Steckdosen, ausgediente Armaturen und noch vieles mehr.In einer Ecke steht ein altes dickes Holzfass mit Leisten, Brettern, Klötzen und Holzstielen. Daneben fristen ein defekter Schredder, andere ausgediente Raritäten aus Nachkriegszeiten, Seile, Kabel und Fahrradteile ihr Dasein. Auf dem Fensterbrett finden sich "gerettete" Ableger von Grünpflanzen, die ich aussortiert habe! Eigentlich ist dieser Ort das perfekte Chaos,-wo man lange suchen muss, um was zu finden! Paul sieht "Rot",wenn ich dort was verändern will, so habe ich es fast aufgegeben! Auf dem Dachboden lagern so viele Bretter, Isoliermaterial, Dämmplatten, zwei Schränke und Regale mit uralten Büchern und Zeitungsstapeln, dass unser dicker Schornsteinfeger beinahe stecken geblieben wäre. Paul ist seit längerem dabei, den Dachboden zu dämmen- aber das wird noch dauern! Wir haben aber auch Räume und Plätze, wo Paul nichts ansammeln darf! Da sind dann einige Objekte meiner Sammellust zu finden! Man ist eben Mensch!
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In der Ruhe liegt die Kraft



Paul liebt die Gartenarbeit. Das"bisschen Haushalt"macht sich von alleine, sagt mein Mann. So schaue ich hin und wieder aus dem Fenster zu, wie er sich müht. Im Frühling wird gehackt, geharkt, gesät und gepflanzt! Besonders das Umgraben kostet Zeit und Kraft. Nach etwa jedem 10.Spatenstich richtet sich Paul erst mal auf und schaut versonnen in die Ferne. Er steht dann aufrecht wie ein"Arbeiter-Denkmal". Genauso macht es Paul,wenn er Laub fegt. Zehn Meter Strasse, Rasen oder Weg werden gründlich gereinigt. Dann verharrt er in minutenlangem Stillstand. Dabei schaut er nach oben,in die Bäume und denkt offensichtlich nach. Manchmal klopfe ich ans Fenster, damit er ja nicht umfällt. Paul schüttelt unwillig mit seinem(weisen)Haupt. Ich frage ihn,was ihm durch den Kopf geht-bei der Arbeit. So allerlei höre ich, und er nennt es Arbeitsteilung und "Kräfte einteilen".Ich glaube,er grübelt,wie man die Welt verbessern kann! Paul wechselt die Tätigkeiten,um seiner Gesundheit nicht zu schaden.(plausibel) Er hält es auch nicht für unbedingt notwendig, eine Arbeit sofort zu vollenden. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden,heißt es doch so schön. Es gibt Projekte, die warten Monate und sogar Jahre auf Vollendung!Ich sehe Paul gerne arbeiten und versuche darum, ihn zu motivieren!(er nennt es anders)

Er lässt sich leider ungern antreiben. Für jedes Projekt braucht er Bedenkzeit!"Das kommt auch noch dran,"höre ich ihn sagen. Der Satz ist wie ein rotes Tuch für mich. Mit List und Tücke erreiche ich dann doch so einiges. Wenn ich spontan beginne, muss Paul wohl oder übel mitmachen. Seinen Ärger kalkuliere ich ein! Der hält eh nicht lange vor. Ein gutes Essen z.B. vertreibt schnell die Schatten. Liebe geht eben auch durch den Magen! Und für getane Arbeit habe ich immer ein Lob, denn nicht alles ist selbstverständlich!Bei dem Bau unserer neuen Kanalisation, hat Paul alle Gräben per Hand(2m tief,1m breit,etwa 50m Länge)ausgehoben und wieder zugeschaufelt. Ohne zu stöhnen und niemals unwillig, hat er Tonnen lehmiger Erde und unzählige Steine bewegt. Mit vielen"Pausen",-versteht sich! Paul hat in stoischer Ruhe die Arbeiten beendet. Wir waren die Letzten in der Strasse-wie immer!
Paul meinte dann nur: Was lange währt, wird endlich gut!
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Herrchen und Frauchen


"Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht!"( Heinz Rühmann) Seit vielen Jahren erfahren wir das schon!
Als ich zu Paul gezogen bin, brachte ich Biggi mit. Sie war eine Teckelhündin vom Dorf, und ein ganz besonderer Hund. Und immer wild entschlossen, von allen Menschen gestreichelt zu werden. Dazu stellte sie sich ihnen in den Weg und bellte fordernd und schwanzwedelnd. Es wirkte lustig und niemand konnte ihr widerstehen. Auf diese Weise holte sie sich viele Streicheleinheiten. Dann schaute sie bellend hinterher, drehte sich um, und lief dem Nächsten entgegen. Biggi strotzte vor Durchsetzungskraft. Selbst unser Tierarzt bemerkte ihren wachen Blick! Den Lieblingsplatz auf dem Sofa konnte ihr niemand streitig machen, sie rückte keinen Millimeter weiter. Jeden Abend verschwand sie für eine halbe Stunde in der Dunkelheit. Als sie läufig war, sass tagelang ein sehr massiger Schäferhund vor unserer Haustür.



Mausi(Hund Nr.2) kam mit 6 Monaten zu uns. Biggi zeigte ihr alles, was ein Hund können sollte! Durch die Hecke kriechen, Katzen jagen, die Postfrau anbellen, aufs Bett springen, herumtollen, Insekten und Vögeln nachstellen und am Tisch betteln- gehörten dazu. Mausi sollten wir nur vorübergehend betreuen. Paul hat einen Zwinger von 5 mal 3 Metern gebaut und eine sehr komfortable Hundehütte. Sie war ein Mischling zwischen Schäferhund und Labrador, zu groß für drinnen.(entschieden wir) Schon nach einer Stunde hatte sie sich unter dem Zaun des Zwingers eine Lücke gebuddelt und stand siegesgewiss vor uns. Die Hütte hat sie nie betreten, so viel wir sie auch lockten. Mausi hat uns gezeigt, dass sie zuhause eine "Löwin" ist! Von Stund an lebten wir zu viert im Haus. Wir schenken unseren Hunden unsere Zeit und sie uns alles, was sie zu bieten haben,- also ein gutes Geschäft. Biggi und Mausi sind schon im Hundehimmel. Beide lebten 13 Jahre bei uns! 

Eines Tages brachte man uns zwei  Golden Retriver, nur vorübergehend versteht sich! Es sind Owen und Fussel aus Amerika. Unsere Freunde hadern mit uns. Sie brauchen Bewegung, Futter, Pflege, Hundesteuer, Versicherung, Impfungen und man ist gebunden. Mir klingen heute noch die Ohren von ihren Argumenten. Auch werdet ihr die nie wieder los- hiess es noch.Wie wahr! Aber wir wissen inzwischen: Man kann vieles kaufen, das - Schwanzwedeln eines Hundes - nicht.


Zeitweise haben wir vier Hunde betreut. Kristins Labrador Bastian und Fidel Castro, - das war nicht nur lustig! Fussel und Fidel  musste Paul mehrmals aus dem Tierheim auslösen. Sie sind abgehauen und haben nicht zurückgefunden. Neben der Aufregung beim Suchen kostete es dann auch noch immer einen Zehner. Dazu kam das Kopfschütteln der ehemaligen Herrchen, wie denn so etwas passieren kann? Owen ist mein Lieblingshund. Vom ersten Tag an weicht er nicht von meiner Seite. Er wirft seinen Tennisball in die Luft und fängt ihn auf. Auch überspringt er die Gartenpforte im Schlusssprung. Das soll er zwar nicht, aber es sieht toll aus. Das hat uns auch schon eine Anzeige beim Ordnungsamt eingebracht, aber wir gelobten Besserung! Manchmal klaut Owen, tut aber sehr verschämt, wenn er erwischt wird. Stollenteig, ein Gugel-Hupf, Pilze aus der Pfanne, Pauls Pellkartoffeln, Kartoffelschalen, gekochte Eier und ein Stück Käse ließ er sich u.a. schmecken. Aber ich kann ihm nicht böse sein. Wenn ich ihn nur ansehe, klopft er schon mit der Rute auf den Boden. 

Obwohl Paul niemals vorher einen Hund besaß, hat er alles toleriert, was mit Hund zu tun hatte und noch hat. Seit 1985 bestreicht er morgens jedem Hund eine Leberwurstschnitte. Er schneidet sie in gleichgroße Stücke- eine Zeremonie sozusagen! Ich verwöhne sie mit Nudeln, Reis, Schweineohren und Pansen. Für alles schenken sie uns ihr Herz. Und überhaupt: Sie sind treu, haben Charme, sind dankbar und haben nichts an uns auszusetzen.
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