Die Hochzeitsreise


Wir fliegen nach Las Vegas. Für zwei"Ossis"ein kleines Abenteuer.Wir können wenig Englisch,aber sind wildentschlossen und voller Neugier.Der Start, das Essen, die Turbulenzen, über den Wolken zu sein- alles ist spannend.In Las Vegas erwartet uns meine Schwester.Wir fahren in das"Golden Nugget",ein altes Casino.Paul und ich kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach dem Diner schauen wir erst ein bisschen den Spielern zu. Paul unkt:"Wie oft hört man von Menschen, die Haus und Hof verspielt haben!"Nichts desto Trotz will ich mein Glück versuchen. An der 5-Cent  Maschine gewinne ich meine ersten Dollars. Darauf geht Paul dann an die 1-Cent Maschine. Er ist eben ein vorsichtiger Mensch! Nach einer Stunde ist sein Geld verspielt. Paul ist nun müde und will mich mit ins Bett locken. Dazu habe ich absolut keine Lust,denn ich möchte gewinnen. Er schaut besorgt,doch ich kann ihn beruhigen:"Geh schon mal vor Liebling",sage ich,"ich komme gleich nach!"Aber dann packt mich das Spielfiber, so dass selbst meine Schwester aufgibt. Ich kann einfach nicht aufhören, verstehe nicht, dass ich nun verliere. Aber als ich von 150 Dollar den letzten verspielt habe, ist es fast 4.00Uhr morgens! Ich fühle mich plötzlich unzufrieden und irgendwie auch einsam. Komisch, das Casino ist doch voller Leute? Ich denke an Paul, der bestimmt seelenruhig schläft.Und Geld macht sowieso nicht glücklich! Meine Spiellust hat einen Dämpfer bekommen. Heißt es nicht auch: Wie gewonnen, so zerronnen! Von morgen an, werde ich mit Paul das"wahre Amerika"erleben! Dazu sind wir ja hergekommen.
Bookmark and Share

Im Club


Es geschah vor 25 Jahren im Wonnemonat Mai.Gabi überredet mich zu einem Tanzabend im"Club für Alleinstehende."Bei einer Polka fällt mir Paul auf. Wer gut Polka tanzen kann,wird auch sonst gut tanzen können! Also bitte ich ihn bei einer Damenwahl zum Walzer. Er guckt zwar ein wenig erstaunt, aber das hat er ja umsonst. Es macht Spaß mit ihm und zum Tanzen bin ich ja hergekommen!Von nun an lässt er keine Runde aus und erzählt mir auch von seinem Hobby"dem Garten."Bald landen wir auch bei der Nachkriegszeit, denn Paul will mir verklickern, wie es damals war! Aber als ich ihm sage, dass ich auch schon den Krieg 14/18 mitgemacht habe(ein Ausspruch meines Vaters), müssen wir doch beide lachen.Wir tanzen und reden, bis die Musik Schluss macht. Gabi will schnell nach Hause, denn sie hat sich nicht so gut amüsiert! Plötzlich steht mein Tänzer neben unserem Trabbi und fragt:"Wann kann ich sie wiedersehen"?Ganz schön mutig, denn so toll finde ich nun auch wieder nicht!Ein bisschen beschwipst rufe ich ihm meine neue Adresse zu. In den Sommerferien ziehe ich nämlich um. Sechs Wochen später sitze ich mit meiner Mutter beim Nachmittagskaffee. Es klingelt und ich schaue vom Balkon hinunter,wer da ist. Mit Erstaunen sehe ich meinen Tänzer."Mutti", sage ich,"mein Verehrer aus dem Club steht mit einem Korb Erdbeeren unten! Was soll ich machen?"Meine Mutter will Paul begutachten und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. "Einen Liebsten, der dann immer frische Früchte mitbringt, ist doch sehr praktisch,"höre ich von ihr! Aber es benötigte noch manches Körbchen Erdbeeren, bis ich von Pauls Qualitäten überzeugt war. Er ließ nicht locker und war der Meinung, dass eine Liebe wachsen muss. Vielleicht ist es so, auf alle Fälle sind wir ein"ideales Paar"beim Tanzen! Mit süßen Früchten und so manchem Kohlkopf versorgt mich Paul bis zum heutigen Tag! Und das wird wohl so weitergehen, bis zum Ende unserer Tage.
Bookmark and Share

Zwei verschiedene Schuhe


Wir sind wie zwei verschiedene Schuhe. Laut meines Horoskops soll eine Wassermann-Frau einen großen Bogen um eine Jungfrau machen. Aber Gegensätze ziehen sich eben auch an! Dafür erzähle ich einige Beispiele aus unserem Alltag. Paul geht gerne spät ins Bett,aber mag dann morgens länger schlafen. Ich stelle mir den Wecker und höre als erstes Radio. Dann folgt die Morgengymnastik. Pauls Gymnastik ist die Gartenarbeit. Zum Frühstück isst er 3 Brötchen mit Marmelade,Wurst und Käse. Ich bereite mir ein Müsli aus Früchten, Nüssen, Rosinen und Körnern. Die Nüsse knackt mir aber Paul! Während ich dreimal in der Woche schwimme, aalt er sich nur im Solebecken. Paul erledigt viele Dinge mit dem Auto, ich fahre täglich mit dem Rad. Während er jedes Projekt erst abwägt und ausgiebig plant, beginne ich alles spontan. Er schiebt Dinge solange vor sich her, bis sie unbedingt erledigt werden müssen. Ich mache alles lieber sofort. Beim Einkauf wählt er meist notwendige und billige Lebensmittel. Ich dagegen kaufe, was mir gefällt. Bei Geschenken bin ich sehr viel großzügiger, er respektiert das aber.Was bleibt ihm auch anderes übrig! Paul liebt politische Sendungen, wie Nachrichten, Reportagen, Talkshows und Diskussionen. Da kann er Stunden mit dem Beamer in der Hand vorm Fernseher zubringen. Ich habe wenig Interesse, mir die ständigen Schreckensmeldungen anzuhören. Dafür nutze ich meinen PC ausgiebig. Wir tanzen beide gerne, ich aber jeden Tanz, er lieber mit vielen Pausen! Doch hat er mir noch niemals einen Korb gegeben!Während der  Spaziergänge bin ich immer 5 Schritte voraus. Bei Besichtigungen von Museen, Denkmälern, Landschaften und historischen Sehenswürdigkeiten liest Paul alles, was dort geschrieben steht. Ich schaue mich mehr um und genieße den Moment. Paul liest auch auf dem stillen Örtchen, ich nie. Er lässt sich bei allem mehr Zeit als ich. Erst mal am Abend auf dem Sofa gelandet, steht er nur auf, um Rotwein einzuschenken. Ich kann kaum länger als eine halbe Stunde still sitzen. Beim Essen und Fernsehen unterhalte ich mich gerne mit ihm, er ist aber eher stumm wie ein Fisch. Bei einem Vorschlag von mir, für eine Veränderung oder ein neues Projekt, höre ich erst mal:"Das kommt auch noch dran."Das ärgert mich oft, denn ich sehe Paul gerne arbeiten. Bei uns gibt es nämlich genug zu tun. Allerdings hat er mich noch nie zum Arbeiten angetrieben! Paul hebt alles auf, was eventuell noch mal zu gebrauchen wäre. Er klebt, leimt, repariert oder auch nicht! Ich hasse abgestoßene, verrostete oder geklebte Gegenstände. Im Garten sind wir oft wie Hund und Katze. Paul pflanzt jedes Jahr Dahlien und Lilien, mich erinnern sie an den Herbst und an den Friedhof. Paul schneidet viel zu wenig an Bäumen und Sträuchern aus, was oft zu Diskussionen zwischen uns führt. Wenn ich im Garten arbeite, wird er auffallend unruhig. Ich verteidige meine"Art zu gärtnern",wie der Hund seinen Knochen. Zwar ist er gründlicher und genauer, dafür bin ich schneller und kreativer. Ich liebe die Veränderung, er mehr das Traditionelle! Bei einem Streit kann Paul sich besser beherrschen als ich. Dafür kann ich eher einen Fehler zugeben .Ich bin auch schon mal aus dem Schlafzimmer ausgezogen, das würde Paul nie tun. Das ist ihm viel zu umständlich.Womit er Recht hat! Zu einem Paar Schuhe gehören ein rechter und ein linker. Zu einem Paar braucht es noch Zuneigung,Vertrauen und Verständnis. Das Leben ist auch zu kurz, um sich ständig über den Partner zu ärgern-nur weil er anders ist. Also Augen zu und durch! Besser als Wilhelm Busch kann man es nicht sagen:" Spare deine guten Lehren für den eigenen Genuss. Kaum auch wirst du wen belehren, zeigst du , wie man`s machen muss´!"
Bookmark and Share

Die Odyssey


Paul bringt mich heute Abend nach Hamburg. Von dort werde ich den Nachtbus bis Frankfurt nehmen. Morgen geht mein Flieger nach Las Vegas.Seit dem frühen Morgen schneit und stürmt es ununterbrochen. Im Radio warnen sie vor Glatteis.Darum kaufe ich mir spontan ein Onlineticket der Bahn,um abends von Bad Kleinen über Hamburg nach Frankfurt zu fahren.Mit der Bahn scheint mir es bei der Wetterlage am sichersten ,zu reisen. Um7.30 morgens wäre ich dann am Ziel.So sind wir 30 Minuten vor Abfahrt des Zuges auf dem Bahnhof.Mein Gepäck ist schwer.Ich nehme einen Schreibtischstuhl mit,der in 3 Einzelteile zerlegt ist. Er ist verstaut in einem unhandlichen Karton und wiegt 20 kg.Ich kann ihn aber auch an der Verschnürung hinter mir herziehen. Mein Seesack wiegt 23kg und Paul fragt mich,ob da Wackersteine drin sind! Beide Gepäckstücke schleppt er mit Mühe die Treppen runter,durch die lange Unterführung und dann die Treppen nach oben zum Bahnsteig4.Wir stehen wartend neben dem Karton und dem Seesack. Es stürmt, schneit und kaum Windschutz- da werden 30 Minuten zur Ewigkeit. Im Lautsprecher ertönt es undeutlich und monoton: Der Zug nach Hamburg hat 40 Minuten Verspätung! In Hamburg hätte ich 60 Minuten Aufenthalt,die ich  auch zum Umsteigen einkalkuliert habe. So stehen wir nun schon 60 Minuten, zittern vor Kälte und kein Warteraum in der Nähe.Zum Auto zurück ist es auch zu mühevoll. Irgendwie sieht der Karton schon ein wenig lädiert aus.Der Schaffner,der einmal aus dem Schneegestöber auftaucht, weiß auch nichts über meinen Zug. Nach 40 Minuten hört man keine Ansage mehr.Trotzdem warten wir wie geduldige Schafe noch einmal 40 Minuten. Ich muss dann eben von Hamburg einen Nachtzug nehmen! Wo nehmen wir nur den Glauben her?Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Endlich erfahren wir,dass der Zug im Schnee steckt und auch einen Lokschaden hat. Die Bahn will mir in Schwerin eine Hotelübernachtung schenken, so dass ich morgen früh fahren kann. Leider ist dann aber mein Flieger weg! Also schleppt Paul das Gepäck zurück zum Auto, ich schaffe nicht mal den Karton die Treppen hochzuzerren. Ich bin wütend, durchgefroren und enttäuscht. Kurz vor Mitternacht rufe ich dann die Airline an und will meinen Flug umbuchen. Das ist nur möglich, wenn ich den Hinflug neu kaufe.Außerdem sind sie für 4 Wochen ausgebucht.Nun bin ich mit meinem Latein am Ende. Da sagt Paul zu mir: "Ich fahre dich noch heute Nacht nach Frankfurt.Wir kochen Kaffee, packen dein Gepäck um und nehmen die Hunde mit."Leider muss nun der Karton mit dem Stuhl hier bleiben, was mir sehr widerstrebt.Nach 30 Minuten fahren wir los und sind trotz starkem Schnee, viel Wind und 2 kurzen Pausen um 9.00 Uhr morgens am Flughafen in Frankfurt. So viel Spontanität und Energie habe ich Paul gar nicht zugetraut.Er war ruhig, freundlich, hat mit mir in der Kälte gezittert und mich dann noch 8 Stunden gefahren. Ich habe geschimpft, geflucht, fast meine Reise aufgegeben und während der Autofahrt auch noch oft geschlafen. Auf der Rückfahrt bei Schneesturm, Regen, dann Sonnenschein und  wieder Blitzeis, wurde Paul noch einiges abverlangt. Er war noch mal 10 Stunden unterwegs.Seine Beine danach schwer wie Blei! Paul konnte sich  ja 2 Monate von den Strapazen und- mir -erholen. Paul ist eben doch ein "Schatz –auf jeden Fall hab ich es ihm zu verdanken, dass ich pünktlich in Las Vegas landen konnte.Danke Paul!



Bookmark and Share