Die Odyssey


Paul bringt mich heute Abend nach Hamburg. Von dort werde ich den Nachtbus bis Frankfurt nehmen. Morgen geht mein Flieger nach Las Vegas.Seit dem frühen Morgen schneit und stürmt es ununterbrochen. Im Radio warnen sie vor Glatteis.Darum kaufe ich mir spontan ein Onlineticket der Bahn,um abends von Bad Kleinen über Hamburg nach Frankfurt zu fahren.Mit der Bahn scheint mir es bei der Wetterlage am sichersten ,zu reisen. Um7.30 morgens wäre ich dann am Ziel.So sind wir 30 Minuten vor Abfahrt des Zuges auf dem Bahnhof.Mein Gepäck ist schwer.Ich nehme einen Schreibtischstuhl mit,der in 3 Einzelteile zerlegt ist. Er ist verstaut in einem unhandlichen Karton und wiegt 20 kg.Ich kann ihn aber auch an der Verschnürung hinter mir herziehen. Mein Seesack wiegt 23kg und Paul fragt mich,ob da Wackersteine drin sind! Beide Gepäckstücke schleppt er mit Mühe die Treppen runter,durch die lange Unterführung und dann die Treppen nach oben zum Bahnsteig4.Wir stehen wartend neben dem Karton und dem Seesack. Es stürmt, schneit und kaum Windschutz- da werden 30 Minuten zur Ewigkeit. Im Lautsprecher ertönt es undeutlich und monoton: Der Zug nach Hamburg hat 40 Minuten Verspätung! In Hamburg hätte ich 60 Minuten Aufenthalt,die ich  auch zum Umsteigen einkalkuliert habe. So stehen wir nun schon 60 Minuten, zittern vor Kälte und kein Warteraum in der Nähe.Zum Auto zurück ist es auch zu mühevoll. Irgendwie sieht der Karton schon ein wenig lädiert aus.Der Schaffner,der einmal aus dem Schneegestöber auftaucht, weiß auch nichts über meinen Zug. Nach 40 Minuten hört man keine Ansage mehr.Trotzdem warten wir wie geduldige Schafe noch einmal 40 Minuten. Ich muss dann eben von Hamburg einen Nachtzug nehmen! Wo nehmen wir nur den Glauben her?Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Endlich erfahren wir,dass der Zug im Schnee steckt und auch einen Lokschaden hat. Die Bahn will mir in Schwerin eine Hotelübernachtung schenken, so dass ich morgen früh fahren kann. Leider ist dann aber mein Flieger weg! Also schleppt Paul das Gepäck zurück zum Auto, ich schaffe nicht mal den Karton die Treppen hochzuzerren. Ich bin wütend, durchgefroren und enttäuscht. Kurz vor Mitternacht rufe ich dann die Airline an und will meinen Flug umbuchen. Das ist nur möglich, wenn ich den Hinflug neu kaufe.Außerdem sind sie für 4 Wochen ausgebucht.Nun bin ich mit meinem Latein am Ende. Da sagt Paul zu mir: "Ich fahre dich noch heute Nacht nach Frankfurt.Wir kochen Kaffee, packen dein Gepäck um und nehmen die Hunde mit."Leider muss nun der Karton mit dem Stuhl hier bleiben, was mir sehr widerstrebt.Nach 30 Minuten fahren wir los und sind trotz starkem Schnee, viel Wind und 2 kurzen Pausen um 9.00 Uhr morgens am Flughafen in Frankfurt. So viel Spontanität und Energie habe ich Paul gar nicht zugetraut.Er war ruhig, freundlich, hat mit mir in der Kälte gezittert und mich dann noch 8 Stunden gefahren. Ich habe geschimpft, geflucht, fast meine Reise aufgegeben und während der Autofahrt auch noch oft geschlafen. Auf der Rückfahrt bei Schneesturm, Regen, dann Sonnenschein und  wieder Blitzeis, wurde Paul noch einiges abverlangt. Er war noch mal 10 Stunden unterwegs.Seine Beine danach schwer wie Blei! Paul konnte sich  ja 2 Monate von den Strapazen und- mir -erholen. Paul ist eben doch ein "Schatz –auf jeden Fall hab ich es ihm zu verdanken, dass ich pünktlich in Las Vegas landen konnte.Danke Paul!



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