Wir fliegen nach Wien

Hurra, unser 10. Hochzeitstag ist da! Das muss gewürdigt werden. Aus diesem Grund sind wir für 8 Tage nach Wien geflogen. Den Flug und das Doppelzimmer habe ich im Internet gebucht. Das Hotel ist schön preiswert. Wir sind nicht anspruchsvoll, was ein Urlaubsquartier betrifft! Schon im Bus vom Flughafen zum Hotel sind wir uns einig, dass Wien viel zu bieten hat. Unser Zimmer ist spartanisch eingerichtet, nur der Spiegel ist überdimensional. Ich sehe in ihm dicker aus, als ich es bin! Das Doppelbett besteht aus zwei Bettgestellen, schwierig darin überhaupt miteinander zu kuscheln. Der Lärm der Straßenbahn ist unsere Musik, wenn wir im Zimmer sind! Am Morgen geht es zum Frühstück und wir haben wie immer guten Hunger. Unser Traum vom abwechslungsreichen Hotelfrühstück ist schnell geplatzt. Es ist Mai und recht kühl in dem Frühstücksraum. Auf dem Tisch liegt abgepackte Marmelade, Butter, Schmelzkäse und ein gekochtes Ei für jeden. Das ist dann auch kalt und zu hart. Die Brötchen werden serviert, sind aber nicht warm und locker. Ich lasse mir meine aufbacken, was mir einen vorwurfsvollen Blick von Paul einbringt. Das stört mich aber nicht, denn ohne Müsli, Milch und Früchte geht bei mir morgens gar nichts. Zum Kaffee gibt es nur abgepackte Kaffeesahne. Die mag ich auch nicht. Uns wird bewusst, warum das Hotel so billig ist. Trotz alledem wollen wir nun Wien erobern und später halt in den Cafes schlemmen. Die Stadt ist wunderschön und man kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln kreuz und quer durch Wien fahren. Die Lage unseres Hotels ist ziemlich zentral. In der Nähe sind sogar herrliche Parks mit uralten Bäumen und romantischen Plätzen. Die vielen Museen, Schlösser, Theater, Cafes, Märkte und Plätze kann man in 8 Tagen gar nicht alle erkunden. Wir wollen noch mal nach Wien kommen. Am Hochzeitstag fahren wir zum Wiener Prater. Dort wollen wir den Tag feiern,- jedoch es kommt anders. Ich möchte mit dem Wiener Hochrad fahren. Das ist ein unbedingtes Muss, hab ich mir geschworen! Es ist Mai, ich bin 10 Jahre verheiratet, und im Prater blühen die Bäume! Aber Paul will nicht mitfahren! Ich bin empört, kann es nicht verstehen und will es irgendwie erzwingen. Alleine macht es mir kein Spaß und ich bin wütend. Das war's dann mit dem Hochzeitstag sage ich- drehe mich um und gehe in Richtung Ausgang. Aber vorher schimpfe ich noch wie ein Rohrspatz und Paul geht dann in die andere Richtung. Er will einfach nicht so, wie ich es will. Am Ausgang angekommen, besinne ich mich und sehe Paul auch in der Ferne unschlüssig stehen. Ich beschließe ihn zu fragen, warum er nicht ins Hochrad will! Auch er kommt mir schon entgegen und wir lachen über diesen dummen Streit. Ich erfahre dann,  dass er noch nie in ein Hochrad gestiegen ist, mag es einfach nicht! Am nächsten Blumenstand kauft er mir eine dunkelrote Rose; wurde auch Zeit, lache ich. Die Welt ist fürs erste wieder in Ordnung. Am Nachmittag gönnen wir uns dann im ältesten Cafe Sachertorte und Wiener Melange. Ein Tagesausflug auf der Donau gehört auch noch zu unserem Urlaub. Jeden Abend besuchen wir ein anderes Weinlokal in der Umgebung. Wir essen und trinken, was die Wiener Küche hergibt. In der ehemaligen Hofbäckerei schaue ich zu, wie man Wiener Strudel backt. Den backe ich heute noch immer dann, wenn wir uns gestritten haben. Dann schaffen wir es leichter, beim Strudel den Konflikt zu lösen. Am vorletzten Tag habe ich bei einer Leckerei meinen Stiftzahn fast verloren.Das war fatal und mit der Lücke vorne bin ich nur ein halber Mensch. Immer im Urlaub hab ich ein Malheur mit den Zähnen, es ist wie verhext. Auf dem Flohmarkt habe ich mit einem Wiener gefeilscht und geflirtet, ich wollte unbedingt eine Tonmaske ergattern. Er meinte, ich wäre charmanter als jede Wienerin! Nicht zu glauben, dass ich aus Norddeutschland wäre! Mir hat das Kompliment sehr gefallen."Da kannst Du mal sehen Paul, was Du für eine Perle an Deiner Seite hast,"sage  ich. Er hat nicht widersprochen, aber auch nicht zugestimmt, bloß nicht zu nett sein! Man könnte sich ja was vergeben!
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