Die Axt im Haus…..

Das Sprichwort lautet: Die Axt im Hause erspart den Zimmermann. Paul versucht, dem Sprichwort Leben einzuhauchen. Er hat ein dickes Buch gekauft "Do it ourself". Es ist ein Handbuch für den erfolgreichen Heimwerker. Wenn eine Reparatur notwendig wird, stellt Paul erste Überlegungen an. Dann sucht er auf Baumärkten nach Ersatzteilen oder Material. Das ist ein halber Tag Arbeit. In unserem alten Haus ist so manches nicht mehr niet- und nagelfest! Seit ewigen Zeiten leckt der Wasserhahn außen am Haus. Paul hat sich viel Mühe gegeben damit, aber immer wieder gab es ein Problem. Er hat aus zwei Kästen Ersatzteile von ausgedienten Armaturen und Hähnen verwenden wollen. Nichts half gegen das Tropfen! Dann bestand ich auf einem modernen Wasserhahn und so geschah es auch! Leider haben wir vor Einbruch des Frostes das Wasser nicht abgelassen außen, so dass er geplatzt ist! Nun ja, das ist Pech, sagt Paul. Im vorletzten Sommer brach der Schlüssel von der Kellertür ab. Das krieg ich hin, sagt Paul. So viel er auch versucht, den Schlüsselrest heraus zu holen, es klappt nicht. Selbst der Ausbau des Türschlosses scheitert, denn die Schrauben rühren sich nicht. Die morsche Tür darf ja auf keinen Fall beschädigt werden! Mein Vorschlag ist, die Tür zuzumauern! Wir gehen ja nun schon seit 2 Jahren durch die Garage. Man kann dann noch Regale davor bauen und hat gleich Stauraum. Genug zum Verstauen haben wir ja! Ich finde meine Idee genial, aber Paul kann sich damit nicht anfreunden. Logisch, die Idee ist ja von mir! Auch braucht es dazu lange Überlegungen! Spontanität liegt ihm nicht. Den Boden isoliert Paul schon einige Winter. Er verarbeitet Dämmstoffe und Bretter, wobei das Stopfen der Glaswolle unter die Balken sehr aufwendig ist. Unser Boden ähnelt sehr einer Rumpelkammer, dazu kommt das ganze Material zum Isolieren. Paul kauft ja erst alles ein, bevor dann das Projekt begonnen wird. So muss er auf dem Boden Möbel, Kisten und Material hin- und herbewegen. Baufreiheit schaffen, nennt man das! Verständlich, daß die Arbeit langsam voran geht! Als ich von einer Reise (4 Wochen) nach Haus kam, hat Paul mich überraschen wollen. Er hat im oberen Flur die alten Dielen aufgenommen, weil sie knarrten. Das tun sie aber auch auf der Treppe und in den Zimmern! Er hat Parkett gelegt, das erste Mal in seinem Leben. Nur dass die Ritzen zur Wand bis heute noch nicht zu sind,- ist typisch für Paul. Er hinterlässt gerne unvollendete Werke! Wie oft Paul unseren Spülkasten im Bad repariert hat, habe ich schon vergessen. Aber dass ich immer Schuld bekam, weil ich zu heftig gespült habe, das weiß ich noch. Bis mir der Kragen platzte und wir einen neuen anschafften! Das war eine "kleine Oper", bis alles funktionierte. Aber schließlich ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Paul lässt sich nicht gerne helfen oder beraten, schon gar nicht von mir! Ich denke, er mag sich keine Blöße geben, wenn er irgendwas nicht so hinbekommt. Dabei entgeht mir bei Paul eh nicht viel, und ich erwarte keinen Alleskönner! Warum merkt er das nicht? Ich bin auch keine perfekte Hausfrau. Die Meisterleistung der Heimwerkerkunst hat Paul beim Bau eines neuen Dachfirstes bewiesen. Natürlich war "sparen" angesagt, was ja eigentlich auch Sinn macht. Also leiht Paul das Gerüst von einem Nachbarn und kauft die Bretter für den First ein. Er misst, rechnet, zeichnet, plant, sägt, besorgt den Kleber und ausreichend Nägel. Pauls Bruder kommt zu Besuch, denn alleine kann man die Arbeit nicht ausführen.Er ist ein Fachmann vom Bau und hat das Geschehen voll in der Hand. Die beiden Brüder sind sehr verschieden und die Kommandos schallen um das Haus. Paul muss sich fügen, denn diesmal ist nicht er "der Boss". Das Baugerüst ist nicht hoch genug, es muß was angebaut werden. Sie benutzen alte Bohlen, Bretter, uralte Eisenstangen und anderes Gerüstmaterial. So schrauben, hämmern, sägen und verankern sie wie besessen, denn am Wochenende soll es regnen. Ich koche, brutzle, backe und serviere ihnen die leckeren Dinge, damit sie bei Kräften bleiben! Am Sonntag kommt Pauls Sohn, um auch zu helfen. Er ist geschickt und von Beruf Handwerker. Aber oh Schreck! Als er von einer Bohle oben nach unten wechselt, bricht ein Bohlenbrett und er fällt 2 m tiefer. Da er sich aber auskennt mit Baugerüsten, tut er spontan das richtige und kann sich noch festhalten. Uns allen sitzt der Schreck noch Stunden in den Gliedern und wir haben einen neuen "Helden". Die"zwei Baumeister" haben einen Fehler gemacht, sie haben das Brett nicht genug verstärkt! Zu ihrer Ehre sei gesagt, dass sie ihre Schuld daran, sofort zugaben. Das hätte nicht passieren dürfen! Paul hat dann noch viele Tage gebraucht, die Arbeit zu vollenden. Aber einfach war's nicht und diesmal wachte mein strenges Auge so lange über ihn, bis alles fertig war.I ch habe mit Lob dann nicht gespart! Übrigens hat Paul auch schon einen Hundezwinger, 2 tolle Hundehütten, Kaninchenställe, meinen Brennofen und unseren Zaun gebaut. Besonders gerne zimmert er Behälter für Kompost! Bevor ich die Fenster streiche, muss er sie mir auch immer abschleifen und verkitten. Was auch immer getan werden muss, braucht ein wenig mehr Zeit bei Paul. Ich habe aber noch nie ein Wort der Unzufriedenheit vernommen, auch wenn es noch so mühevoll war. Ich glaube, er ist mit sich zufrieden, auch wenn die Arbeit nicht immer so perfekt wird. Darin sind wir uns auf jeden Fall ähnlich!
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