Ich bin schuldig und bereue

Wenn unsere Hunde sprechen könnten, würden sie vielleicht sagen: "Bei euch bin ich Hund, bei euch darf ich's sein!" Für mich ist mein Hund ein treuer Gefährte, ein guter Freund und sogar ein Philosoph. Heute erzähle ich von Owen, einem Rüden von 7Jahren. Er ist ganz plötzlich erkrankt. Mein herumtollender, schwanzwedelnder, aufmerksamer Begleiter liegt nur noch still und unbeteiligt auf dem Boden. Er verweigert sogar die Leberwurststulle am Morgen und auch das Futter am Abend. In der Nacht beginnt er zu hecheln und will nach draußen. Das wiederholt sich mehrmals und ich wechsele mich ab mit Paul. Ständig ist sein Wassernapf leer und er ist unruhig. Draußen steht er dann still auf dem Schnee und schaut irritiert um sich. Ich glaube, er hat ein Problem beim Pinkeln. DerTierarzt stellt am nächsten Tag Fieber fest und eine vergrößerte Prostata. Dagegen verordnet er eine Packung Tabletten, die Owen eine Woche lang einnehmen muss. Das wird nach einem  halben Jahr wiederholt. Wir erfahren, dass 80% der unkastrierten Rüden bestimmter Rassen dieses Problem haben. So sind wir erst mal beruhigt, nachdem Owen eine Spritze gegen Schmerzen bekommt. Die stattliche Rechnung bezahlen wir sofort, denn unser Liebling wird ja sicher gesund. Nach kurzer Besserung, frisst er auch am nächsten Tag nicht und schaut uns nur mit glanzlosen Augen an. Die Nacht ist wieder ziemlich schlaflos für ihn und uns, nur saufen will er unentwegt. Darum lassen wir auf Anraten des Tierarztes ein Blutbild und eine Urinuntersuchung machen.  Schon am nächsten Tag erfahren wir, dass die Anzahl der Leukozyten in seinem Blut dreimal so hoch sind, wie normal. Das deutet auf eine Entzündung hin. Nicht selten kommt bei seiner Rasse auch Leukämie vor. Die Werte über den Urin werden erst nach 2 Tagen mitgeteilt. Der Tierarzt ist für mich wie ein"halber Gott", ich vertraue ihm und halte ihn auch für kompetent. Außerdem haben meine Hunde niemals Angst bei ihm- und die sind schlau. Sie sind wie mein sechster Sinn! Leider klingt mir das Wort Leukämie immerfort in den Ohren und ich lese erst mal alles darüber im Internet. Owen bekommt Antibiotika und beginnt am nächsten Tag auch wieder zu fressen. Zwar sehr wenig und er hat abgenommen! Drahtig und schlank war er schon immer, aber nun kann man seine Rippen zählen. Also kochen wir Nudeln und Reis und mischen es mit Fleisch, was ihm auch sehr gut schmeckt. Das übliche Trockenfutter verschmäht er noch. Unsere immer hungrige Hündin schaut sehr interessiert zu Owens Napf. Aber ihr bleibt nur noch ein Auslecken desselben. Ist eben wie eine Nachspeise für sie! Als der Befund von der Urinprobe da ist, können wir aufatmen. Owen hat eine Blasenentzündung, und muss drei Wochen Antibiotika nehmen. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen! Am Neujahrstag sind wir am Strand gewesen. Kaum aus dem Auto gestiegen, rast mein Hund wie angestochen ins Wasser und will die Enten und Möven fangen. Da er schon nass ist, lassen wir ihn dann gewähren, er liebt doch Wasser so. Das war unser Fehler, denn es war Winter und lausekalt. Der Spaziergang dauerte zwei Stunden. Leider habe ich in meiner Panik schon per Email gejammert, welche"schreckliche Krankheit" mein Hund hat. Er ist erst 7 Jahre und ich bin so traurig, wenn ich ihn verliere, schrieb ich. Meine Töchter und mein Enkel, der Owen auch sehr liebt, waren sehr betroffen. Anstatt in Ruhe den Befund abzuwarten, habe ich mich und die Anderen beunruhigt. Nennt man das nicht viel Lärm um nichts? Das Owen nun wieder munter und der Rabauke von vorher ist, zeigte sich heute. Gestern Abend habe ich zwei Böden für eine Schwarzwälder Kirschtorte gebacken. Ein Mürbeteigboden und ein Biskuitboden. Der Biskuitboden sieht diesmal toll aus- gelb, locker und richtig hoch. Ein kleines Meisterwerk häuslicher Backkunst-lobt Paul mich. Nach dem Frühstück gehe ich in die Küche, um ihn aufzuschneiden in mindestens drei Platten. Aber ich sehe ihn nicht mehr, nur noch den Mürbeteigboden. 
Beim Betreten der Küche kam mir eben Owen ziemlich untertänig und beschämt entgegen, was mir plötzlich bewusst wird! Derweil wir nichtsahnend  beim Frühstück sitzen, hat er sich in die Küche geschlichen. (die Tür war nur angelehnt) Dort hat er sich von der Arbeitsplatte den Buiskuitboden geangelt und aufgefressen. So etwas  passiert bei Owen schnell und geräuschlos. Das ist nicht seine erste Diebestour! Auf diese Weise hat er schon mal eine Pilzpfanne geleert, einen Gugelhupf gemaust, einen rohen Stollen verschlungen, Pellkartoffeln geklaut und 2 Frühstückseier verspeist. Ganz zu schweigen von kleineren Happen und Leckerbissen. Und jedes Mal schaut er uns voller Schuldgefühle an, als wolle er sagen: Könnt ihr mir verzeihen? Ja wir können, denn er weiß nicht, was er tut! Und wir haben "irgendwie" Achtung vor der Menschenkenntnis unseres Hundes, er ist "irgendwie" unwiderstehlich! Viel trauriger stimmt uns da die Tierarztrechnung. Nun ja:" Kommen wir über den Hund, kommen wir auch über den Schwanz."(unser Motto)
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